Menschen im Portrait

Menschen im Portrait

Vom Glück prachtvolle Blüten zu treiben

Seit rund 30 Jahren züchtet Rudolf Gölss in seiner Freizeit Orchideen und Kakteen. Ich besuchte ihn in seinem 3x6m großen Glashaus und war sofort verzaubert von der Pracht, der Vielfalt und der Exotik seiner Pflanzen. Im Winter teilt er das Glashaus ab, da die Orchideen bei 20° und die Kakteen mit 8° gehalten werden sollen. Jetzt ist alles offen, zum Teil stehen die Pflanzen auch im Garten oder werden in die schattigen Bäume gehängt.

Seit kurzem ist der gelernte Maurer mit dem „Grünen Daumen“, der die letzten 15 Jahre bei Schmidt-Schrauben beschäftigt war, in Pension. Nun kann er sich etwas mehr Zeit lassen beim täglich morgendlichen Besprühen seiner Schützlinge. Denn viele dieser Pflanzen, besonders jene, die nur auf Kork hängen, leben ausschließlich von der Luftfeuchtigkeit. 1x/Woche werden die Orchideen gebadet, was ca. auch 2 Stunde in Anspruch nimmt. Auf länger wegfahren ist bei diesem Hobby also nur bei einer guten Vertretung möglich. Herr Gölss verzichtet gerne darauf, er hat ja ohnehin die ganze Pracht der Welt bei sich zu Hause.

Kakteen sind im Mai und Juni recht aktiv und treiben die schönsten Blüten, im Sommer ist dann für Orchideen Wachstumszeit. Als Mitglied der »Österreichischen Orchideengesellschaft“ trifft sich Herr Gölss 1x im Monat mit Gleichgesinnten in Bad Fischau, wohin er stets 2 der gerade schönsten Blüten mitnimmt und für Prämierungen einreicht. Unzählige wunderbare Fotos lohnen ihn ebenfalls für seine tägliche Arbeit – ich denke an den Spruch „Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt“. Gelegentlich besichtigt der Hainfelder auch Botanische Gärten, wie jene in Wien und Linz, fährt zum Orchideenmarkt nach München oder zu einer Spezialgärtnerei in der Nähe von Passau. Und natürlich freut er sich über Spaziergänger, die er gerne durch sein Blütenreich führt.

Text: Alexandra Eichenauer-Knoll, erschienen in der Hainfeld-Info

 

Der Traum vom Nähcafé

Die 24-jährige Hainfelderin Romana Zöchling ist eine jener jungen Frauen, für die Begriffe wie Vernetzung und Kooperation gepaart mit einem hohen Anspruch an individuelle Freiheit nicht nur wichtige Werte sind, sondern die diese Begriffe auch durch ihre Arbeitsweise mit Leben erfüllen kann.

Ich besuchte die Jungdesignerin in ihrem Wohnatelier in Wien 5, wo sie zusammen mit ihrem Freund, dem Musiker Tobias Wurscher, lebt.

Sie arbeitet gerade intensiv an ihrer Abschlussarbeit für die Modedesignklasse der Kunstuniversität Linz (in Koop. mit der Modeschule Hetzendorf). Der von ihr seit dem 3. Semester gewählte Fokus liegt dabei auf der Modisterei. R. Zöchling: „Auch wenn ich das Nähen liebe, reizte es mich, so ein altes Handwerk zu lernen. So wird die Grundkonstruktion eines Hutes auf Holz mit Hammer und Nagel geformt. Dann kommt die Verkleidung, zB mit Leder. Ich liebe bei diesem Arbeitsschritt besonders das feine Modellieren mit der Hand, mit viel Gefühl in den Fingerspitzen. Die Kreation eines Hutes lässt große Materialfreiheit zu, man kann sich auf den Prozess einlassen.“

Die Leidenschaft zum Nähen hat R. Zöchling wohl in den Genen, denn auch ihre Oma und Mama sowie einige Tanten nähen gut und viel. Und so wechselte sie nach Volks- und Hauptschule in Hainfeld in die Modeschule nach Krems. Danach arbeitet sie einenthalb Jahre in der geschützten Werkstätte in St. Pölten, eine – wie sie betont – sehr wichtige Lebenserfahrung.

Vielleicht hat sich ja dort auch ihr pädagogisches Talent ausgeprägt, denn: „Seit ich 17 war träume ich davon ein Nähcafé zu eröffnen“, erzählt uns die quirrlige Hainfelderin. „Der Trend zum Nähen ist spürbar. man will wieder Kleidung tragen, deren Herkunft man kennt – weg von der Massenindustrie. Viele lassen die Nähmaschine der Mutter herrichten oder kramen alte Stoffe hervor.“ Romana Zöchling weiß, wovon sie spricht. Seit einiger Zeit gibt sie im Atelier der Gebrüder Stitch einmal pro Woche sogenannte „stiching-sessions“. „Manche Teilnehmer kommen nur 2x, andere waren schon 20x mal da“, erzählt sie. „Beim Nähen muss man ja unglaublich geduldig sein. Das nervt, aber man lernt damit umzugehen. Und wenn man dran bleibt, stellen sich die Erfolge ein. Das ist urschön zu sehen.“

Um ihren eigenen Stil weiter zu entwickeln hat sie in den letzten Jahren auch verschiedene Praktika bei Wiener Modelabels absolviert. Diese haben klingende Namen wie Elfenkleid, Gebrüder Stitch, Pia Mia, Jessica Lopez, Verhutung oder Amateur. Ganz allgemein freut sie sich über den Trend, in der Szene auf Kooperation statt Konkurrenz zu setzen. Verkauft wird zB bei Sample Sales, wo sich Kolleginnen für 1-2 Tage ein Lokal mieten und abverkaufen. Und so nennt R. Zöchling als Vorbilder auch kleine Labels und 1-Frau Unternehmungen. „Mode machen und trotzdem nicht abheben“ lautet die Devise. Abgehoben hat sie trotzdem schon 2x Mal – zu Jungdesignershows nach Göteborg und Tokio, wo sie auch Modeikonen wie Yamaoto persönlich kennenlernen durfte.

Text: Alexandra Eichenauer-Knoll, erschienen in der Hainfeld-Info

 

Erziehung zur Selbständigkeit

Sabine Schnürer (19 Jahre) und Vanessa Krumböck (17 Jahre) absolvieren derzeit bei der Feinkost Reithofer die Lehre zur Einzelhandelskauffrau. Ihr Chef Georg Reithofer ist stolz auf seine Mädels: „Sie sind ein wunderbares Beispiel dafür, dass man mit diesem Lehrberuf im Lebensmittelbereich noch wirklich etwas erreichen kann. Sie haben Spaß an der Arbeit und sind auch wirklich gut! Unlängst war ein ADEG-Mistery-Shopper hier, in der Mittagszeit, als beide alleine auf sich gestellt waren. Sie begleiteten den Kunden zur nachgefragten Ware, ließen ihn etwas verkosten und bekamen dafür alle 100 möglichen Punkte!“

Die beiden jungen Damen haben den Vorteil bei einem regionalen Arbeitgeber mit individuellen Feinkost-Produkten zu lernen und gleichzeitig in die Lehrlingsprogramme der ADEG-Gruppe eingebunden zu sein. So war Vanessa Krumböck eine von 10 aus ganz Österreich auserwählten Junior-Shop-Managern, die heuer eine Woche lang ein Geschäft in Pernitz alleine führen durften: „Es war lustig, wir waren komplett durchmischt, es gab also auch Teilnehmer aus dem 1. Lehrjahr,“ schwärmt sie. „Alle halfen sich gegenseitig, bis zu den Kassaabrechnungen und den Bestellungen.“ Sabine Schnürer wiederum war unlängst bei den ADEG-Action-Days und nahm dort an ungewöhnlichen Verkaufstrainings teil. Beide Initiativen sind typisch für die ADEG-Gruppe, die aus Prinzip sehr auf Job-rotation und Learning-by-doing setzt.

Aber auch die tägliche Arbeit im Lehrberuf ermutigt schon früh zur Selbständigkeit. Schon ab dem 2. Lehrjahr hat beispielsweise jeder Lehrling ein eigenes Regal zu betreuen. Vanessa Krumböck ist derzeit für das Hygienepapier, Sabine Schnürer für die Tiernahrung zuständig. Und das bedeutet nicht nur Ware schlichten, sondern auch selbständig bestellen, mit Vertretern verhandeln und sogar die Verantwortung für neue Produkteinführungen übernehmen – mit Kostproben, Aktionen und Werbeaufstellern.

Die beiden Lehrlinge strahlen, ihnen macht die Arbeit für den Kunden Freude. Es ist spürbar: sie wachsen mit der Verantwortung und fürchten sich nicht vor ihr. Die Hainfelderin Sabine Schnürer ist ja auch privat bei der Landjugend und im Jugendpfarrgemeinderat engagiert. Und Vanessa Krumböck aus St. Veit hat neuerdings Spaß am Klettern, wo bekanntlich jeder Schritt sorgfältig überlegt werden muss.

Wir wünschen beiden, dass Sie ihre Ziele und Träume verwirklichen können und irgendwann einmal eine größere Abteilung, ja vielleicht sogar ein ganzes Geschäft leiten werden.

Text: Alexandra Eichenauer-Knoll, erschienen in der Hainfeld-Info