Texte über Geschichte

Texte über Geschichte

kowall

Zeitreise Heimat, ein Heimatergänzungsbuch aus Krumbach in der Buckligen Welt“ von Margarete Kowall (Horn 2003)

Sommerfrischler S 85:

Auch die Sommergäste gehörten zum Leben auf den Bauernhöfen. Die Erfahrungen mit ihnen waren nicht immer gut, teilweise kurios. Die Kinder oder auch andere Bewohner/innen des Bauernhofes wurden den Sommer über ausquartiert und die Sommerfrischler/innen nahmen Quartier bei den Bauern.

Fechter Umageher S 75:

Vorläufer der Fechter waren nach dem Ersten Weltkrieg die „Hamsterer“ die, wie wir oben  gesehen haben, ja dann auch nach dem zweiten Weltkrieg unterwegs waren. Getrieben durch die Hungersnot des Ersten Weltkrieges kamen viele Städter  mit Rucksäcken auf das Land,…

„Desto weiter der Weg, desto größer die Liab“ Bideln gehen  S 195:

Die Bauernsohne musste sich passende Mädchen suchen. Das heißt, sie sollten vom Besitz her entsprechen, fleißig sein und ihnen auch gefallen. Um die Richtige zu finden, besuchten die Burschen verschiedene  Bauernhäuser unter dem Vorwand, etwas kaufen zu wollen…..

Frau S.: „Also, da sind die meine Eltern fortgewesen und wenn die Katzen fort sind, haben die Mäus Kirtag. Und da sind wir dort am Tisch gesessen, so lustig ist es gewesen, so viel gelacht haben wir. Auf einmal klopft es. Es hat sich nichts gerührt. Jetzt hat es wieder geklopft. Und da haben wir einen Knecht gehabt, der hat geschrien:‘Hherein, wer keinen Bart hat.‘ Geht die Tür wirklich auf. Jetzt haben wir noch mehr gelacht…“

Was 1938 mit den Juden geschah S 296:

Auch die Familie Blum war betroffen. Die Gestapo kam auch zu ihnen.

Frau N.:“ Als die Gestapo kam, haben sie uns erst alles weggenommen, die Ohrringe heruntergerissen, den Ehering meiner Mama abgezogen. Meine Mama hat ihnen alles gegeben, was wir hatten. Da waren sogar ein bisschen Wertpapiere da und Schmuck. ….Furchtbar war, wie die Gestapo meinen Papa angeholt hat….Wie er von dem Lager Dachau zurückgekommen ist, war er schneeweiß und hat geweint wie ein Kind..“

 

 

stadthainfeld

„Werden und Wachsen der Stadt Hainfeld“, Hg. Karl Jägersberger (St. Pölten 2004)

Herren und Holden – das Leben der Hainfelder in der Grundherrschaft S 55:

Ein Ehepaar war in erster Linie eine Wirtschaftsgemeinschaft und die Wiederverheiratung war im Interesse aller. Ein Beispiel:

Der Bauer und Wirt Franz Hofbauer erwarb mit seiner Frau Maria Anna am 18. Juni 1812 die Tafern (Taverne) in Dornach. Franz Hofbauer blieb bis 1821 auf diesem Haus. Seine erste Frau starb allerdings schon im April 1818. Die Trauerzeit wurde ihm nicht lang, verehelichte er sich doch wieder im Juni 1818 mit Theresia1).Durch die Wiederverehelichung der Witwe oder des Witwers kam der Besitz auch immer wieder in eine neue Familie. Deshalb ist es für unsere Gegend ganz untypisch. dass bei einem Hof mehrere Jahrhunderte hindurch der gleiche Familienname aufscheint. 2)

1)     NÖLA Bestand Kreisgericht St. Pölten85/5 Gewährbuch1813-1821 S 85, 105

2)     2) Helmut Feigl, Die niederösterreichische Grundherrschaft vom ausgehenden Mittelalter bis zu den theresianisch –josephinischen Reformen. (St. Pölten 1998) 37-52

 

Der Markt Hainfeld S 33:

Die Frage, seit wann Hainfeld schon Markt war, beschäftigte fast alle Heimatforscher der Vergangenheit, seit diese Problem erstmals von Hands Reiss1) aufgeworfen worden war. Hainfeld war im 14. Jahrhundert ein von vielen Menschen frequentierter Ort und wahrscheinlich kam es öfters zu Gezänk und Schlägereien, aber auch zu Raub und Mord. Um die Ruhe und Sicherheit des Ortes herzustellen, suchte Abt Stephan im Jahre 1369 bei den Herzogen Albrecht und Leopold um das jus banale an. „An eritag vor sand Margarethen Tag“, das war der 9. Juli 1370, war es dann so weit. Da verliehen die Herzoge Albrecht und Leopold von Österreich Abt und Konvent zu Lyenueld (Lilienfeld) für ihren Markt zu Hainueld (Hainfeld) zur Stärkung der Sicherheit vor Totschlag und Mord einen Bannmarkt. 2)

1)Hans Reiss, Unser Heimatort Hainfeld im Wandel der zeiten (Hainfeld 1928) 13-14

2) Gerhard Winner, die urkunden des Stiftes Lilienfeld 1111-1892 (Wien 1974) 316

Text: Margarete Kowall

 

Goelsentalbuch

Unser Gölsental von Margarete Kowall
Format: 23,7 x 33 cm, Seiten: 140, ISBN: 978-3-99024-094-6

Totenränge S 96:

Franz Vonwald erzählt in seinem Ramsauer Heimatbuch die unglaubliche Tatsache der früher üblichen deutlichen Hervorhebung von Klassenunterschieden bei den Toten in der Vergangenheit. Es entsprach zwar nicht den christlichen Grundgedanken, war aber bis zum 2. Weltkrieg üblich. Ein Begräbnis konnte in Viertel, Halb und Ganzkondukte klassifiziert und so von den Angehörigen bestellt werden. Wenn das niemand tat, war es eine Armenleiche. Und wie gestaltete ich nun die Unterschiede?

War eine Familie finanziell besser gestellt, konnten sich die Hinterbliebenen einen Vollkondukt für ihren lieben Verstorbenen leisten. Da läuteten die Kirchenglocken eine Stunde lang gleich nach Bekanntwerden des Todes. Beim Begräbnis wurde dann der Altar bestens mit einigen schwarzen Tüchern dekoriert, vier sogenannte Windlichtträger gingen seitlich des Sarges und der Sarg wurde während des Requiems in der Kirche vor dem Altar abgestellt. Vier Ministranten begleiteten den Pfarrer. Beim Halbkondukt wurde der Sarg in die Mitte der Kirche gestellt und es gab nur mehr zwei Ministranten und zwei Windlichtträger, und nur mehr ein schwarzes Tuch, das Altartuch. Hatte der Verstorbene das Pech noch ärmer zu sein, wurden sowohl die Ministranten als auch die Windlichter gestrichen, und der Altar nicht dekoriert, bis 1917 wurde der Sarg nur im Vorhaus der Kirche postiert! Das war dann der Viertelkondukt. Am schlimmsten war es bei den Armenleichen: Diese kamen erst gar nicht in die Kirche hinein, sie wurden davor abgestellt! Es ist erstaunlich, dass diese Praxis der Geldbeschaffung von der Bevölkerung einfach so hingenommen wurde.

 

Frauen im Gemeinderat S 221:

Erstmals zogen nun auch Frauen in die Gemeindestuben ein. In St. Veit waren das Anna Schiefer und Johanna Deichstetter. Auf dem Foto des Gemeinderates von 1929 ist zwar keine von ihnen zu sehen, aber auf einer Liste des Gemeinderates nach der Wahl im November 1929 scheint zumindest Anna Schiefer noch auf. Leider ist das Gemeindearchiv der Vernichtung durch die Nationalsozialisten des Ortes zum Opfer gefallen, daher ist der weitere Verbleib nicht zu eruieren.

In Hainfeld wird als erste Gemeindebeirätin am 12. 12. 1918 Christine Rottensteiner im Hainfelder Wochenblatt erwähnt, sonst ist über sie nie mehr etwas zu finden. Mehr Nennungen im Hainfelder Wochenblatt gibt es zu den Gemeinderätinnen Marie Pichowetz, Marie Prause und Anna Hummel.

 

scharf_Boehlau

Margarete Kowall in: Manfred Scharf, Sozialer Wandel in Niederösterreich, Geschichte der österreichischen Bundesländer nach 1945, Hg Michael Dippelreiter (Wien Köln Weimar 2000)

Beiträge aus der Erzählten Lebensgeschichte S 194:

Die gewählten Beiträge stammen aus der Dokumentation der von mir begleiteten Gesprächskreise in ländlichen Regionen, bei denen vorwiegend ältere Teilnehmer/innen  aus ihrem Alltag vergangener Lebensperioden erzählen. Sie kommen meist aus bäuerlichem Milieu oder der Arbeiterschaft, so auch die hier exemplarisch ausgesuchten Personen, eine Frau und ein Mann. Typisch für die Erinnerungen beider ist  die Betonung des „Sich-in-die-Umstände-fügen-Müssens“, vor allem in der Jugend.

Die Erzählte Lebensgeschichte lässt sich dem historischen Wissenschaftszugang der „oral history“ zuordnen und leistet einen wichtigen Beitrag auf dem Gebiet der Alltags und Lebenswelterforschung. Die Gesprächsrunden finden jeweils zu einem bestimmtem Thema statt. Forschungsschwerpunkte meiner Arbeit sind die Erkundung des ländlichen Lebensalltages und die Erstellung ländlicher Lebensbiographien.